Montag, 28. Mai 2012

Funa und der Hänger - Ein Stück in vier Akten mit einer Banane

Alltäglichkeiten lernt man immer wieder dann zu schätzen, wenn sie nicht mehr alltäglich sind. So war es mit dem Verladen von Funa. Zwei blöde Unfälle haben dafür gesorgt, dass ich meine Stute acht Jahre lang nicht verladen konnte... Ein kleiner Blick zurück: 

Es war ein Freitag, vielleicht auch ein Donnerstag vor neun Jahren. Mama wollte mit ihren "Reiterfreundinnen" für ein paar Tage auf die Rutenmühle fahren. Funa sollte natürlich mit und die Heidelandschaft kennen lernen. Also Pferd auf den Hänger geschmissen und los gen Norden gefahren. Nach ein paar Metern - das Dorf in zwei Kilometer Entfernung war noch nicht erreicht - bemerkte einer der Mitfahrenden, dass das kleine Pony in dem Hänger doch ganz schön riesig wirkt und man nicht gedachte hätte, dass es so bequem aus dem Fenster oben blicken kann. Mama hielt sofort an und fand im Hänger ein Pony, welches es sich auf der Anbindestange im Hänger mit seinen Vorderbeinen bequem gemacht hatte. Was sich lustig beschreiben lässt, war in Wirklichkeit eine ziemliche Katastrophe, denn natürlich bekamen wir Funa nicht einfach mit Menpower von der Stange gehoben. Also fuhr der Trupp langsam zum nächsten Bauern, um dort mit Maschinenkraft das verängstigte Pony zu befreien. Der Hänger musste kurzerhand auseinander geflext werden. 
Funa ist damals - Gott sei Dank - nichts passiert. 

Wie es halt manchmal so ist, gab es danach erstmal keinen Anlass, Funa zu verladen...

...ziemlich genau ein Jahr später war ich mit ihr bei Freunden auf dem Hof zu Besuch. Als ein Gewitter einbrach, ich das Pony aber noch in den heimischen Stall zurückreiten wollte, kam schnell die Idee, sie eben rüber zu fahren. Also Pferd auf den Hänger - zumindest in der Theorie. Funa weigerte sich und ließ ihren Ponykopf voll raushängen. Mit guten Worten und vielen Leckerchen hatte ich sie dann irgendwann so weit, dass sie mit den Beinen auf der Rampe stand und ihre Vorderbeine in den Hänger setze. Unglücklicherweise hatte der Hänger den Winter über wohl viel Regen abbekommen so dass der Hängerboden durchgefault war und der Boden an einer Stelle aus dem Rahmen brach. Für Funa und mich ging es ein paar Zentimeter nach unten.... Wieder einmal ist nichts passiert. Zumindest nichts Sichtbares. In Funas Kopf herrschte seitdem aber die endgültige Verbindung "Hänger" + "absolute Gefahr.

Wir haben viel versucht. Mit Ruhe, mit Futtereimer, mit Menschenkraft, mit List, mit Zugkraft etc. 
Das Pony ging nicht mehr auf den Hänger. Acht Jahre lang. Sie ließ sich nicht mehr auf den Hänger ein. Und ich hatte mich damit abgefunden, ein Pferd zu haben, das ortstreu ist und sich nicht verladen lässt.

Letzte Woche stand der Anhänger nachdem wir Heu geholt hatten verdammt verlockend und leer auf dem Hof. Alle anderen waren auf der Terrasse zum Feierabendbier verschwunden oder tummelten sich auf dem Reitplatz und so waren Funa und ich völlig allein, ohne Druck und ohne Zuschauer. Eine gute halbe Stunde, vielleicht auch länger, habe ich ihr mit leichten, leisen Worten einen vom Pferd erzählt, im Hänger gestanden und mit einer Banane hin und her gewedelt. Irgendwann hat sich das Pony dann wohl überlegt: "Scheiß auf das was war und schnapp dir die Banane". Zwischen jedem Schritt in den Hänger lagen zwar ein paar Minuten Gedenkzeit, aber am Ende stand sie tatsächlich neben mir auf dem Hänger und mampfte ihre Banane. Meine Freude über diesen Moment kann ich gar nicht zum Ausdruck bringen.

Und da wir blöderweise keine Zuschauer hatten, traten wir am nächsten Tag noch einmal zu Beweis an. Natürlich dauert es immer noch und man braucht viel Geduld und muss dem Pony viel Zeit beim Nachdenken und Handeln lassen, aber es klappt immer besser!







Ein paar Tipps zum Verladen...von Funas ;-)

  • keinen Druck über das Halfter ausüben
  • Eine matschige Banane
  • keine Zuschauer
  • genug Redestoff parat haben
  • viel Zeit haben
  • Geduld bis zum Himmel
  • nicht zu überschwänglich loben, sonst erschreckt das Pony und läuft gleich wieder rückwärts vom Hänger ;-)

Sonntag, 20. Mai 2012

Eine Abbrechnung

Ja, ich weiß: ich habe in diesem Jahr noch kein einziges Mal gebloggt - aber ich gelobe sofortige Besserung. Hier der Beweis! ...ach ja, und schönen Dank an Jasmine und Mama, dass sie mich während meiner literarischen und kreativen Pause vertreten haben! Also, am besten wir fangen mal bei Adam und Eva an:

Ende März zog endlich der langersehnte Trecker auf den Ilmerhof. Böse Zungen behaupten, unser "Trecker" hätte lediglich das Fahrerhäuschen eines Treckers alles andere wäre ein normaler Aufsitzrasenmäher. Aber wir sind blind vor Liebe und lassen und nicht beirren, dass unser Trecker ein ganz großer ist!

Harvey durfte die erste Spritztour über den Hof drehen 

Er sieht nicht nur gut aus - er kann sogar fahren!
 Seit April ist Denises Stjörnudís ein richtiges Reitpferd (sogar mit lenken und anhalten). Sie kann jetzt schon mehr als Ögn und die ist immerhin seit 16 Jahren unterm Sattel. Weil proportional zur Menge der Pferde Denise Tag doch nicht mehr Stunden hat, kam die Überlegung, eine Reitbeteiligung für Ögn zu engagieren. Passenderweise hatte Mechthild, die im Juni mit Isi-Stute Grána auf den Ilmerhof ziehen wollte noch jemanden an der Hand, der viel Zeit, aber kein eigenes Pferd hatte: Die liebe Linda. 

Links Denise mit Störnudís und rechts Linda auf Ögn beim Kennenlern-Ritt
 Lindas Pferdeherz gehörte aber eigentlich schon einem recht charakterstarkem Norweger-Wallach namens Felix, den sie seit mehreren Jahren als Reitbeteiligung betüddelte. Die Idee, ihn zu kaufen und mit ihm auf den Ilmerhof zu ziehen, wurde leider schnell begraben, da Felix an einen Schutzvertrag gekoppelt war und den Besitzer nicht ohne Okay des Erstbesitzers verkauft werden durfte. Unbeschreiblich groß war dann also die Überraschung als sich der Erstbesitzer sein Einverständnis gab, dass Linda ihn kaufen darf. Nun ziehen im Juni gleich zwei liebe nette Menschen plus Ponys auf den Ilmerhof.


Der erste Maikäfer des Jahres 
Und mit dem Mai beginnt auch bei uns die Weidesaison

Maitour auf die Weise

Jedes Jahr ein schönes Bild, wenn die Ponys das erste Mal ins saftige Grün beißen 


Beim monatlichen Hofeinsatz wurde für den Trecker ein Plätzchen unter der Remise freigemacht
 Für Fjörgyn endete Mitte Mai die Grundschulzeit. Das Jungpferde-ABC beherrscht die mittlerweile schlafend. Folgendes haben wir in den letzten Wochen gebetsmühlenartig geübt:
  1. Beim Putzen darf ich mich nicht mit dem Strick aufhängen
  2. Beim Putzen darf ich nicht hin- und herlaufen
  3. Beim Putzen darf ich dem Menschen nicht in den Hintern/Rücken/Zopf beißen
  4. Beim Hufekratzen darf/sollte ich nicht umfallen
  5. Fliegenspray ist mein Freund
  6. Die Steigbügel am Sattel wollen mich nicht fressen
  7. Die Steigbügel am Sattel wollen mich auch nicht im Trab fressen
  8. Die Steigbügel am Sattel wollen mich auch nicht im Schweinepass fressen
  9. Die Steigbügel am Sattel wollen mich auch nicht im Galopp fressen
  10. Ich darf die Steigbügel auch nicht fressen
Nachdem Fjörgyn diese Regeln mehr oder weniger auswendig konnte, durfte sie das erste Mal als Handpferd ins Gelände. Und hätten wir schon vorher geahnt, wie gut sie sich dabei anstellt, hätte sie den ganzen anders Quatsch gar nicht üben müssen. Sie war wahrscheinlich schlicht unterfordert. So heißt es doch immer in den Gutachten von ADS-Kindern?!

Der Jungfernritt mit Verlasspferd Funa und "Kasperkopp" Fjörgyn
Fronleichnam ging es dann für Fjörgyn auf ins Münsterland zu Sandra Lülf auf den Schwalbenhof nach Greven
Bei Sandra angekommen lernte Fjörgyn schnell neue Freunde kennen...


...und endlich war sie mal nicht die kleinste


Andra verliebte sich mal wieder in einen Schecken...

"Baby, schüttle sein Haar für mich!" Naskur von Glücksburg ließ Funa schöne Grüße ausrichten 

 Und das wohl schönste Ereignis der letzten Wochen: Nach einem viertel Jahr kehrte der flotte Feger zurück auf den Ilmerhof. Ein Schlaganfall hatte die gute Seele des Hofes für ein paar Monate außer Gefecht gesetzt. Aber es wird von Tag zu Tag besser. Und der Arzt bestätige, dass das Reizklima auf dem Ilmerhof Wunder bewirken kann

Die Finger gehorchen ihr schon wieder. Jetzt muss nur noch das Bein wieder mitspielen
 Ich verspreche hiermit hoch und von mir aus auch heilig, dass ich für den nächsten Eintrag nicht wieder ein halbes Jahr benötige!