Alltäglichkeiten lernt man immer wieder dann zu schätzen, wenn sie nicht mehr alltäglich sind. So war es mit dem Verladen von Funa. Zwei blöde Unfälle haben dafür gesorgt, dass ich meine Stute acht Jahre lang nicht verladen konnte... Ein kleiner Blick zurück:
Es war ein Freitag, vielleicht auch ein Donnerstag vor neun Jahren. Mama wollte mit ihren "Reiterfreundinnen" für ein paar Tage auf die Rutenmühle fahren. Funa sollte natürlich mit und die Heidelandschaft kennen lernen. Also Pferd auf den Hänger geschmissen und los gen Norden gefahren. Nach ein paar Metern - das Dorf in zwei Kilometer Entfernung war noch nicht erreicht - bemerkte einer der Mitfahrenden, dass das kleine Pony in dem Hänger doch ganz schön riesig wirkt und man nicht gedachte hätte, dass es so bequem aus dem Fenster oben blicken kann. Mama hielt sofort an und fand im Hänger ein Pony, welches es sich auf der Anbindestange im Hänger mit seinen Vorderbeinen bequem gemacht hatte. Was sich lustig beschreiben lässt, war in Wirklichkeit eine ziemliche Katastrophe, denn natürlich bekamen wir Funa nicht einfach mit Menpower von der Stange gehoben. Also fuhr der Trupp langsam zum nächsten Bauern, um dort mit Maschinenkraft das verängstigte Pony zu befreien. Der Hänger musste kurzerhand auseinander geflext werden.
Funa ist damals - Gott sei Dank - nichts passiert.
Wie es halt manchmal so ist, gab es danach erstmal keinen Anlass, Funa zu verladen...
...ziemlich genau ein Jahr später war ich mit ihr bei Freunden auf dem Hof zu Besuch. Als ein Gewitter einbrach, ich das Pony aber noch in den heimischen Stall zurückreiten wollte, kam schnell die Idee, sie eben rüber zu fahren. Also Pferd auf den Hänger - zumindest in der Theorie. Funa weigerte sich und ließ ihren Ponykopf voll raushängen. Mit guten Worten und vielen Leckerchen hatte ich sie dann irgendwann so weit, dass sie mit den Beinen auf der Rampe stand und ihre Vorderbeine in den Hänger setze. Unglücklicherweise hatte der Hänger den Winter über wohl viel Regen abbekommen so dass der Hängerboden durchgefault war und der Boden an einer Stelle aus dem Rahmen brach. Für Funa und mich ging es ein paar Zentimeter nach unten.... Wieder einmal ist nichts passiert. Zumindest nichts Sichtbares. In Funas Kopf herrschte seitdem aber die endgültige Verbindung "Hänger" + "absolute Gefahr.
Wir haben viel versucht. Mit Ruhe, mit Futtereimer, mit Menschenkraft, mit List, mit Zugkraft etc.
Das Pony ging nicht mehr auf den Hänger. Acht Jahre lang. Sie ließ sich nicht mehr auf den Hänger ein. Und ich hatte mich damit abgefunden, ein Pferd zu haben, das ortstreu ist und sich nicht verladen lässt.
Letzte Woche stand der Anhänger nachdem wir Heu geholt hatten verdammt verlockend und leer auf dem Hof. Alle anderen waren auf der Terrasse zum Feierabendbier verschwunden oder tummelten sich auf dem Reitplatz und so waren Funa und ich völlig allein, ohne Druck und ohne Zuschauer. Eine gute halbe Stunde, vielleicht auch länger, habe ich ihr mit leichten, leisen Worten einen vom Pferd erzählt, im Hänger gestanden und mit einer Banane hin und her gewedelt. Irgendwann hat sich das Pony dann wohl überlegt: "Scheiß auf das was war und schnapp dir die Banane". Zwischen jedem Schritt in den Hänger lagen zwar ein paar Minuten Gedenkzeit, aber am Ende stand sie tatsächlich neben mir auf dem Hänger und mampfte ihre Banane. Meine Freude über diesen Moment kann ich gar nicht zum Ausdruck bringen.
Und da wir blöderweise keine Zuschauer hatten, traten wir am nächsten Tag noch einmal zu Beweis an. Natürlich dauert es immer noch und man braucht viel Geduld und muss dem Pony viel Zeit beim Nachdenken und Handeln lassen, aber es klappt immer besser!
Ein paar Tipps zum Verladen...von Funas ;-)
- keinen Druck über das Halfter ausüben
- Eine matschige Banane
- keine Zuschauer
- genug Redestoff parat haben
- viel Zeit haben
- Geduld bis zum Himmel
- nicht zu überschwänglich loben, sonst erschreckt das Pony und läuft gleich wieder rückwärts vom Hänger ;-)